}} Einleitung Erst gegen Ende des zo.jahrhunderts zeigt sich ein Wandel, der Europa vom Präzeptor zum Partner Asiens werden läßt. Allerdings geht dieser Pro— zeß nur mühsam voran und ist auch nicht das Ergebnis gewollter «geistiger Partnerschaft», sondern die Reaktion auf die wirtschaftliche Konkurrenz, die vor allem von japan ausgeht und zu widerwillig—grimmiger Anerkennung des ostasiatischen Konkurrenten sowie der «vier kleinen Drachen» geführt hat. Kein Wunder, daß unter diesen Umständen Bücher über die «Gefahr aus Fernost» oder über das «Lernen von japan» inzwischen zu Bestsellern ge— worden sind. Könnte das 2i.jahrhundert am Ende nicht doch ein «japani— sches», zumindest aber ein «ostasiatisches jahrhundert» werden? Auf einem anderen Gebiet geht man dagegen gern in die asiatische Schule, nämlich bei allem, was mit Mystik, Innenleben und Über—Rationalität zu tun hat. Drei Richtungen sind hier zu unterscheiden. Da ist erstens ein ernsthaftes, manchmal selbstquälerisches Bemühen um den Weg nach innen. Protagonisten sind hier Wissenschaftler und Kultur— philosophen wie die Amerikaner john Blofeld und Alan Watts, der Engläm der Douglas Harding, der Schweizer jean Herbert, die Franzosen Arnaud Desjardins‚ jean Klein und Patrick Ravignant, der Deutsche Karlfried Graf Dürkheim u.a. Ihre Schriften unterscheiden sich von den Untersuchungen ihrer rein wissenschaftlich ausgerichteten Universitätskollegen vor allem da— durch, daß sie «östliche Weisheit» selbst praktiziert haben, ihr Wissen nicht nur lehren, sondern selbst in ihm leben. Der Erfolg dieser esoterischen Schulen setzte in dem Augenblick ein, als die neomarxistische Welle Mitte der siebziger jahre verebbte. In westlichen Universitätsstädten verwandelten sich nicht wenige frühere «Arbeiterbuchhandlungen» über Nacht in Anbie» ter von Literatur über Magie, Okkultismus, Parapsychologie, Symbolismus und orientalische Geistesströmungen. Auch die Anthroposophie erfuhr ei— nen neuen Aufschwung und brachte u. a. Titel hervor wie «Wiederholte Er— denleben. Die Wiederverkörperungsideen der deutschen Geistesgeschichte» von Emil Bock5, in dem der Reinkarnationsgedanke von Herder über Goe— the und jean Paul bis hin zu Friedrich Nietzsche und Hermann Hesse ver- folgt und Goethes Philosophie mit der hinduistischen Seelenwanderungs— lehre in Zusammenhang gebracht wird: «Des Menschen Seele gleicht dem Wasser. Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur Erde muß es, ewig wechselnd.» In eine andere Richtung als die esoterische Schule zielt die Bewegung «Neues Zeitalter». Ist doch «New Age» vor allem eine westliche Lebensphk lusophie, die auf dem Umweg über die moderne Naturwissensehaft zu Ein- smhten gelangen konnte, wie sie asiatischen Traditionen aufgrund mysti- scher Erfahrungen seit langem vertraut sind. Angestrebt wird eine Auss0h— nung V0n Naturwissenschaft und Mystik, wie sie dem westlichen Denken durch das «mechanistische», die Welt in isolierte Teile zerlegende Newton- sche Weltbild jahrhundertelang verbaut worden war. III. Begegnung mit Asien 33 An der Wege der N.A.—Bewegung standen die großen Existenzkrisen der heutigen Welt, die ihrer Natur nach Isolierungskrisen sind; hier Millionen von Hungernden, dort Vernichtung von Nahrungsmittelüberschüssen hier Unterentwicklung, dort Uberrüstung, hier Überkonzentration von Macht dort Machtlosigkeit. Also durchweg Konflikte, aus denen sich zwar die Friedens—, Okologie— und Frauenbewegungen entfalten konnten ohne daß gleichzeitig aber auch der Überbau als Ganzes affiziert werden wäre. Hier hakt N. A. ein. Die moderne Physik/Chemie/Naturwissenschaft be— weise, daß erstens nichts isoliert—vereinzelt, sondern alles in interdependente Systerlne iiätegrierst, also gegenseitig «vernetzt» sei und daß der Austausch ZWISC en iesen ystemen sich, zweitens, d nami ' ‘ ' nämlich lernfähig und damit in der Lage s