I. Wie asiatische Gesellschaften aufgebaut sind Die Art und Weise, wie Menschen sich gesellschaftlich organisieren, beein- flußt auf fundamentale Weise ihr Verhalten in Familie, Dorf und Staat, aber auch ihr wirtschaftsgebaren. Es geht hier m. a.W. um eine zentrale Frage- stellung, die aus gutem Grund bei den nachfolgenden sieben Querschnitts- analysen an erster Stelle stehen soll. Die voneinander so stark abweichenden aSiatischen Organisationsprofile sollen dabei möglichst scharfrandig ge- zeichnet werden. Dabei stehen fünf Grundmusterpaare im Vordergrund. I. Straff und schwach gefiigte Gesellschaften China und Vietnam sollen hier als Beispiele für den «straff», Thailand und Malaysia als Vertreter des schwach strukturierten Typs skizziert werden: a) Straffgefügte Gesellschaften mit Danwei—Cbam/eter: der meta/eonfuzianiscbe Gesellschaftstyp Nirgends in Asien sind die Dörfer von alters her eigenständiger gewesen als in China und Vietnam. In beiden Ländern gibt es seit jahrhunderten einen ausgeprägten Dualismus zwischen der jeweiligen kaiserlichen Zentralbüro- kratie auf der einen und den weitgehend autonomen Dörfern auf der ande- ren Seite. Das traditionelle Dorf hatte der Zentrale gegenüber im wesentli— chen drei Pflichten zu erfüllen, nämlich Ruhe zu wahren. Steuern zu zahlen und gewisse Dienstleistungen zu erbringen, z.B. Mauern zu bauen, Kanäle auszuheben, bei den staatlichen Werften auszuhelfen oder aber Militärdien— ste zu leisten. Im übrigen jedoch «endete das Recht des Kaisers an der Dorf- hecke». Die Dörfer hatten ihr lokales Gewohnheitsreeht, ihren eigenen Dorfgott‚ ihren eigenen Ältestenrat, ihren höchst ortsgebundenen Ahnen- kult sowie ihr (zumeist in Tempel— und Schreinfesten zutage tretendes) alt— ehrwürdiges Dorfritual und bestritten im übrigen auch die eigene «Daseins— Vorsorge» sowie, in Zeiten der Gefahr, sogar die Dorfverteidigung — man denke an die mächtigen Wehrtürme in Guangdong. Bisweilen bestand, wie Zum Beispiel in weiten Bereichen Südchinas, die Idealgleichung I Dorf = 1 Clan, 1000 Dorfbewohner : 1 gemeinsamer Ahne. Nichts Zäheres ließ sich denken als der permanente Kampf der Dörfer gegen mandarinäre Beschrän- ungSVersuche, wie sie sich im Laufe der ]ahrhunderte unzählige Male wie— derhOlten. Was diese traditionelle Selbständigkeit des Dorfes auch heute