3 Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile o r Geburt «säubert», und deshalb nicht zuletzt auch das Kahl— esten de _ _ ' . ‘ 4 den R Zeremonien sow1e die Tonsur bet den buddhlsth schneiden bei bestimmten .. n. . sclärristh/äägcäeeniale und «penetrante» Vermählung zweier Grundgedanken‚ nämlich der Karma—Legitimnät mit den Wiedergeburtsverheilsungen der Karma—Lehre, schuf, wie Max Weber“ wohl zu Recht betont, lene “Unwi— derstehliche Gewalt über das Denken und Hoffen der ‚in Sie elnng€tt_eten Menschen», die für die hinduistische Kastenordnung mit ihrer eingefleiseh_ ten Umsturz- und Innovationsfeindlichkeit so charakteristisch ist. Flexibilität contra Unoerdnderbar/eeit ‘ ‘ ‘ Aus den untersten Schichten bis zur Spitze aufzuste1gen, war in der konfu_ zianischen Gesellschaft zwar nicht gerade an der Tagesordnung, wohl aber theoretisch durchaus möglich. Sogar die Gründungskatser zweier Dyna— stien, der Han und der Ming, kamen aus dem Bauernproletanat. Auch das Mandarinatsamt war nicht vom Blut—, sondern vom Leistungsadel bescru_ Demgegenüber galt die hinduistische Kastenordnung als unveranderbar Gleichwohl gibt es, wie die moderne Forschung festgestellt hat,4subnle Mo- bilitätsreserven. Keineswegs ungewöhnlich ist der Abstieg, der in der Regel durch Verletzung der Reinheitsnormen ausgelöstw1rd. Somaler Aufstieg an— dererseits ist zwar nicht direkt, wohl aber auf indirektem Wege mogl1ch4,jund zwar durch Namensmanipulation sowie durch eine «Sanskntmerung»: der Verhaltensweisen. Der Aufsteiger legt sich zum Beispiel einen unverfangh— chen Namen wie Singh oder Lal zu oder verwischt seine Spuren, indem er — in «Wiederentdeckung» seiner höheren Kastenzugehöngken - eine hohere Varna—Bezeichnung annimmt. . Die «Sanskritisierung» erfolgt durch Einnistung in das Rege . ' höheren Kaste“. Überflüssig, zu betonen, daß wohlhabende Hommes nov1 hierbei mehr Erfolg haben als Angehörige des Proletariats. (Zum Begriff der «dominanten Kaste» vgl. unten 5. 81.) _ '_ _ Eine dritte Art der Mobilität besteht im Ubertntt zum dhismus oder zum Christentum, wobei der Konvernt allerdmgs, W1L' ‘ t ‘ ' ' teis erwähnt, sowohl von seiner alten als auch seiner neuen Umgebung mm nach seinem ursprünglichen Kastenrang eingeschätzt bleibt. lwerk einer Islam, zum Bud- oben Hierarchie contra «Gleichheit» ‚ , >le „ als Ist die hinduistische Gesellschaft «flacher» und «horizontaler» an;,t %» die metakonfuzianische? Die Antwort fällt ambivalent aus: _ di- Zu beiahen ist die Frage, wenn man der brahmanischen Auslegllnllslfi?olg tion folgt, die von der europäischen Indol0gie mit durchschlagenfk’m [Ver- weiterverbreitet wurde und bei der es sich um einen klasstschen Fall dc{x"rl(‘ wechslung von Wunsch (d.h. brahmanischem Wunschdenken) und 1 . ' ' ‘ [] lichkeit handelt. Nach diesem viele ]ahrzehnte hindurch dominiersnde [. Wie aszarische Gesellschaften aufgebaut sind 81 „Hinduismus-Modell» galt dreierlei als ausgemacht: Erstens gab es eine ge— se"schaftliche Abstufung, die sich genau nach dem altehrwürdigen Vier»Ka— ste„_5chema richtete; ganz oben stand also die Priesterkaste der Brahmanen, gefolgt von der Rnegerkaste der Kshatriyas, der Hantllerkaste der Vaishiyas und der DiehStl€istungskaste der Shudras, denen dann «ganz unten» noch die «Unberührbaren» folgten. Zweitens ging man von einer exakten Korre— lation zwischen Reinheits—, Macht— und Iiinkommenshierarchien aus. Drit— tens wurden Angehörige der gleichen Kastenstufe einander schlicht gleich— gesetzt. Von solchen «horizontalen» Gesichtspunkten war bezeichnenden weise auch noch die Volkszählung von 1902 bestimmt, bei der man absur» derweise erfahren wollte, wie viele «Brahmanen» es in Indien gibt — eine Frage, die augenblicklich heftige Rang—und Interpretationskämpfe auslöste. Dieses eindimensionale Bild wurde erst durch intensive Feldforschung kor- rigiert. Heute weiß man, daß «praktisch jede Feststellung über die Kasten- frage zwar gültig ist für die eine Region, nicht aber für die andere, zwar für das eine Dorf, aber nicht für das andere, zwar für die städtische Umgebung, nicht aber für die Vorstädte, zwar für eine religiöse Gruppe, nicht aber eine andere Sekte, schließlich zwar für eine Einzelperson, nicht aber für ihren nächsten Verwandten»“. Eigentlich hatte sich ja in Konkurrenz zum erwähnten Brahmanenmodell schon seit dem I3.jahrhundert ein alternatives «Kshatriya»—Modell heraus— kristallisiert, an dessen Entwicklung die im Gefolge der Hunnen nach Indien gekommenen Rajputen maßgebend beteiligt waren, die sich im laufe der Zeit ihre gesellschaftliche Spitzenstellung als Kriegerkaste nicht durch ritu— elle Reinheit, sondern durch Macht, Reichtum und andere säkulare Errun— genschaften verschafft hatten. Diesem Abweichungstatbestand haben erst neuere Dorfstudien auch wissenschaftlich Rechnung getragen, wobei der Begriff der «dominanten haste» eingeführt wurde. «Dominanz» wird hier— bei, wie gesagt, nicht durch rituelle Reinheit, sondern vielmehr durch Geld, Macht und Prestige begründet; säkulare \X”CI'IC überlagern das religiose Ver— dienst, allerdings in den Städten naturgemäß mehr als auf den Dörfern. Fer- ner haben die Dorfstudien den durch und durch «lokalen Charakter der Ka— St€nhierarchie» deutlich werden lassen”. Angehörige der Ich (Ölprcsser) ‘ Werden in Orissa zum Beispiel als unreine, in Bengalen dagegen als reine Shlldras betrachtet und in Bombay gar 7u den Vaishvas gerechnet. Bei der BeVölkerungsz'a'hlung von 1931 meldeten im nOrdlichen Indien }} Shudra— Kamen ihren Anspruch auf den Brahmanen—, 80 auf den Rshatriya— und 15 auf den Vaishya—Status an“. Selbst unter den Brahmanen gibt es lokale Ab— st“hingen. Manche werden nicht nur von ihren eigenen Kastengenossen, sOrldern bisweilen 50gar von Shudras als unrein betrachtet“. Mitglieder ei— ner «d0minanten Kaste» haben übrigens auch solide «Sanskritisierungs«— Chancen, d. h. die Möglichkeit, sich durch eine bestimmte Lebensweise zu “ner höheren Kaste «hinaufzuritualisieren».