84 Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile ten» wie dem im nordostindischen Bergland liegenden Arunachal Pradesh splittern sich die ca. 500000 dort lebenden Menschen in nicht weniger als 77 rach ru en auf. _ . SpAls %arfäebeispiel fiir einen Vielvölkerstaat darf Indien gelten. Hier Sind praktisch sämtliche Rassen vertreten, angefangen von der negr01d—australoi_ den Urbevölkerung über das drawidische Element bis hm zu den Artern und den Mongolen, die durch die klassischen Einfallstore, den Khyberpaß ,m Nordwesten (Arier) bzw. durch die Assam-und die Brath_13PUtrfl—hbcne im Nordosten, bereits in vorchristlicher Zeit e1ngedrungen smd. Die kontinu- ierlichen Bevölkerungsbewegungen aus Ost und West trafen Sich vor allem im Brahmaputra—Tal, wo sie sich ineinanderschoben und von„wo die poli— tisch schwächeren Teile in die bergigen Randgebiete abgedrangt Wurden. Obwohl der Nordwesten hauptsächlich von den Nachkommender Aner, der Nordosten von den «Indo-Mongolen» und der Süden _ubenv1egend Von Drawidcn bewohnt ist, ergeben sich doch die unterschredhchsten Überlage_ rungen und Vermi5chungen, die sich nicht nur ethmsch, sondern auch im äußeren Habitus auf Anhieb unterscheiden: Auf den ersten Blick scheint es nirgendwo auf der Welt so viele Individualisten wie in Indien zu geben_ im Gegensatz zu den in ihrer Kleidung und ihren Lebensgewohnhencm .laSt «eindimensional» wirkenden Ostasiaten zeigen sich hier die unterschiedlich- sten Trachten, Turbane, Frisuren und Bartformen, die freilich nicht Aus— druck eines persönlichen, sondern eines Gruppen-Individualisrnus sind. 4 Zusätzlich zur Kastenabstufung hat der moderne Kapitalismus fur ein Wohlhabenheitsgefälle gesorgt, das in Indien vornehmlich von West nach Ost verläuft. Daneben die Vielfalt der Religionen: 85 % der Bevolkerung sind hinduistisch, ii% bekennen sich zum Islam (in Indien leben last ge— nauso viele Muslims wie in der Islamischen Republik Pakistan!), 3% zum Christentum und daneben noch kleinere Bevölkerungsanteile zu den ver- schiedensten Animismusformen. Fast unüberschaubar ist die Spraehenviel— falt. In dem noch unter britischer Kolonialherrschaft erarbeiteten «Lingu- istic Survev of India» sind nicht weniger als i79 verschiedene Sprachen und 544 Dialekte aufgelistet » 73 % der Bevölkerung benutzenlSprachen mit indo—arischer und 20% Sprachen mit drawidischer Wurzel . Btif‘elihliii.n_ derweise hat sich im Sprachbabel Indien nicht das Idmm des <4Hindir(jufn tels» (Uttar Pradesh, Bihar) als Lingua franca durchsetzen konnen, S