92 Asiatische Gesellschaften und Verhaltensstile während der Han—Dynastie) sowie zwischen innerem und äußerem Kabinett (Ming-Dynastie)l, wobei sich — sehr zum Verhängnis des Reiches — in der Regel die innere Institution mit ihren Höflmgen, Eunuchen und person- lichen Vertrauten des Kaisers durchsetzte. Die ganze Variationsbreite des Personalverbandsstaates läßt sich vor allem anhand des vorkolonialen Südostasien erfahren: Folgt man der inzwischen eingeb‘i'irgerten Dreiteilung zwischen Naßreis—, Küsten— und Randkulturen’ so hat man damit auch bereits das Rahmenwerk für die drei Basisvarianten des Personalverbandsstaats, nämlich die Patrimonialbürokratie, das «Hafen, Fürstentum»2 und die Stammesfürstentümer der Bergvölker. Klassische Ver_ treter des Naßreis-Staats mit starker Patrimonialbürokratie sind die König_ reiche Zentral— und Ostjavas, aber auch die Reiche von Angkor sowie Von Cham und Annam. In diesen Staaten sorgte der dem Herrscher persönlich verpflichtete Verwaltungsstab für die Durchführung von Kanal— und Deich_ bauten. Hof» und Beamtentum enwickelten in den Kraton(Hofy8üdren eine eigene höfische Tradition, die sich von der «Kleinen Tradition.. der Dorfüberlieferung zunehmend abhob, wobei der König - als Verkörperurig eines Großgottes (Vishnu, Shiva der Avalokiteshvara) — schließlich göttli— chen Rang beanspruchte. Trennung zwischen Dorf und Stadt, Etikette, Sta— tusbetonung, Hofritual, Musik, Kulttanz und höfische Literatur waren für diesen Kulturkreis ebenso kennzeichnend wie die stationäre Lebensweise der Bauern. Die Ausdehnung eines solchen «Staats» hing von der «Königs- treue» der Vasallen ab — ein Unsicherheitsfaktor, von dem die Hafen—Für- stentümer allerdings noch ungleich stärker betroffen waren. Hier, in den Hafenstädten von Malakka, Brunei, Makassar (Südcelebes) oder Bantam, spielte die Bürokratie nur eine untergeordnete Rolle, da ja keine Wasserbau aufgaben zu lösen waren. Hauptberufsgruppen waren hier ferner nicht die Bauern, sondern Händler und Handwerker — beide oft «ausländischer» Her— kunft. Die Macht der einzelnen Hafen—Fürstentümer hing von ihrer Fähig- keit ab, die Handelsrouten zu kontrollieren und zu monopolisieren. An ih- rer Spitze stand zumeist eine malaiisch—arabisch—islamische Aristokratie (Sultanat), deren Einflußmöglichkeiten von — häufig dubiosen - Bündnissen abhing. Was schließlich die Randkulturen anbelangt, in denen Völker lebten, die aus den fruchtbaren Ebenen in die Berge abgedrängt worden waren‚ 50 blieben dort zumeist die alten Stammestraditionen am Leben, die aber eben— falls auf dem Personalverbandsprinzip beruhten. 50 unsicher diese traditionelle Methode der Personalbimiung auch war. 50 zäh erwies sie sich in ihrer Überlebenskraft. In java überdauerte ‚sie jahrhuW dene der Kolonialherrschaft, da es die Niederländische Ostindische KOT“P"" me für durchaus ratsam hielt, selbst zum «Hafen—Fürsten» 7.u werden U“ Sich traditioneller Einziehungs— und Verwertungsmethoden zu bedienen Erst mit der Einführung von Kaffee—, Tee- und Palmölplamagmkultu_fcn gegen Ende des I8.]ahrhunderts auf dem malaiisch—indonesischen Archlpel * I]. Wie in Asien regte" wird 93 soWie von Tabakplantagen auf den Philippinen begann sich das Bl den- Die Investitionen verschlangen riesige Kapitalien und fand “F fin weg— in den traditionellen Hochertragsgebieten, sondern häufi ' enälcltme ‘ Territorien und, für den Kaffee— und Teeanbau, auf Bergen s%aiiij ge egenen galt es, Arbeitskräfte aus Indien und China her;mzuschafferi fs" we'lthren Transporte zu sorgen, Verarbeitungsbetriebe einzurichten La , hl1'r SIC eife „bauen und für einen geregelten Absatz zu sorgen Auf abger äuser au _ bedurften eines modernen Managements sowie eines“ besogld 5“ Beser Art tum5, das den «asiatischen Typ» des Beamten immer mehr übeteln eamtenl In den Kolonialgebieten standen deshalb schon bald zwei Rer Sgertei f men nebeneinander, nämlich die «direkte» Herrschaft in den Pelglerungs ord die «indirekte» Herrschaft der Kolonialherren, die sich der h " aritaligien LIilrl1 ten zur Herrschaft über die Bevölkerung bedienten Auf dieu‘m\läc' enbl' b ein Reservat für die traditionelle Personalverbandsherrschaft“ heise iie' sich nun bis in die nachkoloniale Zeit hinübervererben und fiir 3 ten? dle kräftig ins Kraut schießen konnte. Nicht ganz zu Unrecht weistag(j1 “L‘? el; darauf hin, daß der Fortbestand des Personalismus (zusammen mit hel‘m dem Unternehmertum, Bevölkerungsexplosion und «Landlordismbsf) ?“" der Hauptschwächen der jungen Staaten Südostasiens sei — man sollt Bine zufügen, wohl der meisten asiatischen Staaten; wurde doch imi7u ee ä"‘ antikolonialen Befreiungskämpfe das Personalverbandsmuster übieragll neer belebt. An die Spitze fast aller Emanzipationsbewegungen traten charismatii sche Persönlichkeiten, die von weitverzweigten «Seilschaften» 7estützt waren — man denke an Gandhi, Mao Zedong, Ali jinnah, Ho Chi Minh Sihanouk, Sukarno oder Mujibur Rahman. Sie alle verstanden es eine «Be-, fre1ungs»—Botschaft glaubhaft zu machen, Massenanhang zu finden das Selbstopfer für die «gemeinsame Sache» zu popularisieren und die kulturel— len Mythen und Traditionen für ihre Zwecke zu manipulieren°. Wenn diese Fuhrer1ahrelang durchschlagende Erfolge erzielten, so hing dies mit einigen EÜSÄSÄZEHBESZ€EEÜEC?CÄ zusammen, nämlich mit einem breiten analpha— nen _ d um a s „n ang sowm vor allem mit kulturellen Traditio— P ‚ ln enen das «Halbgottertum» zu Hause war. Kein Wunder, daß der räs<;n(erärult Il;ange Zeit in hoher Blüte stand ‚ besonders kraß in Nordko— de\;tun VC1)m„sung zum gewaltigen Dbervater, ia zur «Sonne» (so die Be- h0ch dgaß diii I\slung)‘ljvuroe. Die zusemen I‘.l’ircn errichteten Statuen smd so chen., Die mid enseTenhzulfeinen hußen allenfalls das Schuhoberleder errei- eine Schar unmeürngy cc 121 jgilt als Geschenk des Puhrers; das Volk bleibt hört, Sein Gebuu? higer.‘ in.r er, die gebannt auf „das Wort des Vorsitzenden in den Zaube {r 5 81118 ist ine nationale Pilgerstatte; seine Ideologie besteht (“Zehntausenä or_rpe n{ «C uche» (Unabhangigkeitskurs) und «Cholhma» Osten auf eh me:1 enpferd»). Auch in China gab es die «Rote Sonne, die im °rsit2endgen t» ( ong anghong taiyang shen). Bilder und Fotografien des wurden Wie Ikonen behandelt; streng verpont war es, eine Zei—