106 Asiatische Gesellschaften und Verhaltensstile Macht als göttliche Energie Nach europäischer Auffassung ist Macht ein Phänomen, das von MCHSChe„ auf Menschen wirkt und das deshalb bekanntlich von Max Weber als Chance definiert wurde, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen 3UCh gegen das Widerstreben anderer durchzusetzen, gleichviel, Worauf diese Chance beruht. Im Gegensatz dazu galt/gilt in Java, aber auch in China, Macht als eine außermenschliche, weil göttliche («himmlische») linergicy die dahinfließt und sich vorübergehend an numinosen Orten, auf (ie— genständen oder aber in «berufenen» Menschen konzentriert. Qualitativ ist sie unteilbar, quantitativ unveränderlich: fließt sie dem einen zu, so verläßt sie den anderen und umgekehrt— ein Nullsummenspiel. Macht entfaltet sich äußerlich (Vitalität, langes Leben, <" bru€h, der auf eine längere Etappe der Lethargie und «Apathie» folgtl! D“ Mächtige übt sich darüber hinaus gerne in Geheimniskrämerei. lnformatm’ nen werden manipulativ eingesetzt. Außerdem sind Aktionen aus hClt€rcm Himmel beliebt. Beides hat eine gemeinsame Wurzel, nämlich den Glaubcm daß Wissen und Initiative Ausdruck von «Macht» sind. ständig * 11. Wie in Asien regiert wird 107 Auf den Philippinen wird das Nullsummens i , . . __ _ gen Schuß Fatalismus angereichert. Ähnlich E,ieel Eiflliitiärrjceliniinteiigeht)fri- und beim Lotter1espiel schaltet man sich auch vehement in ol'e. ‘I‘hamÄ en einandersetzungen ein. Die Filipinos «essen, trinken und atmi itiscfeuhlgs._ spät Politik», die vielleicht freilich ebenfalls nur der Ausdy 1\on ru is hemmt” Fre“de am Glücksspiel ist”. Wie beim Glückss ff einer urigei der eine, was der andere verliert. Politische Ämtcr‘ vor alilei)ntd agu(;1 gßefvmnt meisters, amd eine Angelegenheit tiefer emotionaler Befrilbd'is urgeré gleichzeitig auch eine Gelegenheit zu materiellem Gewinn ie igpngRunl sind politische Führer Angehörige einer einflußreichen Si e d“. 3 e}i; eg? ner Fraktion der einen oder anderen Partei bekennen. Hieijfit.’r “ehSic_ zu..el_ diger Konkurrenzkampf, der am Ende «alles durchdrin yend,f5c jt;l]r(l) stän- ständige Kampf um politische Ämter steht im Mittelpunkt des [Wlr t . ir ler Bevölkerungsschichten. Bezeichnenderweise geht es hier 1)r2telre‘srses fl _ derum nicht um Sachfragen, sondern um Personen die h‘ it at ic w1-e_ stehen und denen die Macht zufließt! ‘ im“ er POlmk Macht als Voraussetzung wirtschaftlichen Erfolgs Macht ist nach westlichem Verständnis das Ergebnis von Wirtschaftli‘h Potenz, militärischer Stärke und zwischenmenschlichem Durchset7uri s£veir mögen. Nach javanischer Auffassung ist Macht dagegen nicht Folge sfb‘ek— tiver Qualitäten, sondern gerade umgekehrt die objektive Voraussetzun ifür wmschaftlichen Einfluß, militärische Stärke und zwischennienschliihes Charisma. Der «Mächtige» wird zum Magneten, der die Macht und ihre At— tribute an Sich zieht. Grundsätzlich gewährt Macht sich von selbst. Aller— dings kann der einzelne durch Askese und Meditation zum Gefäß werden Wie er umgekehrt durch ungezügelte Lebensführung jeder Chance verlustig geht. In China hat Macht, wer dem Dao folgt, wobei streitig ist, ob das Dao in der Befolgung der geheiligten Rituale (Konfuzianismus) oder im «Eintau— chen» in die Natur (Daoismus) besteht. Macht legitimiert sich selbst lelicclll] Yä5tlichfir Au£fassung muß sich Macht durch \X’ohlfalntsleistungen, rekte Einfirrte undg es Reiches Gottes auf Erden» oder aberjdurch die kor- Legitimitäta{tunyg emokranscher Spielregeln legnnmeren, w1e_ ja überhaupt hen_ Nach il.raä,en imhMittelpunkt der eurtipaischen Staatsph1losophm ste— gen gan7 VOm ulLstisc —javanischer Auffassung legltlnllt’rt Macht Sich dage— nicht we.rm n sel st, immerhin ist Sie ja gt)ttljcheri Ursprungs. Macht kann uud bedarf 3uti;}a llsjcin, Sie ist als SOlih‘i gut. Sie geht nicht «vom Volke aus» gewiß ei e es a auch keiner «SI Augen Zustimmung». Dies füyhrtgzu der fern sie gelnartigle)n Konsequenz, daß Machtergreifung stets legitim ist, so— einmal ag) t1)ngt. fie Bevolkerung wartet deshalb logischerweise immer erst , evor sie sich einem neuen Machttrager anschließt. Diese «reflek-