103 Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile tive Passivität» zeigt sich u. a. beim Aufstand der indonesischen Kommuni_ sten von 1965, obwohl er von gut zehn Millionen Sympathisanten getragen war. Als deutlich wurde, daß die Erhebung erfolglos bleiben würde War jede Sympathie der nicht aktiv Beteiligten im Nu vergessenzo. Obwohl Macht also eo ipso legitim ist, will dies noch lange nicht heißen daß jede Art von Machtausübung von den Untertanen auch wirklich gu[ge_l heißen wird. Akzeptabel erscheint sie nur, wenn sie ohne unerträgliche (ie» waltmaßnahmen und mit positivem Erfolg (Wohlstand und Gerechtigkeit für alle) ausgeübt wird, wenn sie also in wohltuendem Sinne wirkt Unter diesen Umständen werden sogar politischer Kuhhandel und Korruption lange Zeit geduldig in Kauf genommen. Beginnt die Obrigkeit das Volk frei— lich zu tyrannisieren, so gilt dies als Zeichen dafür, daß die «Macht» woan_ dershin zu «fließen» beginnt. Wer mit Gewalt an der Macht bleiben will, hat es nötig. Nun ist es keine Sünde mehr. den Gehorsam zu verweigern und passiven Widerstand zu leisten, der von der schlichten Nichtausführung VO„ Befehlen bis hin zur Flucht ganzer Dörfer vor dem Zugriff der Obrigkeit reichen kann. b) Eigenschaften und Umwelt des «Herrschers» Machtinhaber sind keine gewöhnlichen Menschen, sondern höhere Wesen, zu denen man mit Scheu aufblickt und denen man übrigens auch gerne ge- horcht. Der indische «Gottkönig» (devaraja) und der chinesische «Himmelssohn» (tianzi) stellten die Verbindung zwischen Diesseits und jenseits her. Dies hatte Konsequenzen für die Person, die Umgebung und das Ritual des Herr schers: Was die Person anbelangt, so tritt der Mächtige mit Attributen auf. die ihn für die Bevölkerung als solchen erkennbar werden lassen: Er führt. wie in China, ein streng ritengemäßes Leben oder er bedient sich, wie in java, klassischer Wayang(Schattenspiel)—Rituale, —Symbole oder —Sprauh— elemente; er führt ein Leben der Askese und Meditation. der rituellen Reini- gung und der sexuellen Enthaltsamkeit; er «besetzt» die Tradition und macht Sie dadurch seinen Konkurrenten unzugänglich; er besitzt strahlende Augen und verströmt Charisma. Zum klassischen Vertreter des «Mächtigen» ist in den ersten jahren der Republik Indonesien Ahmed Sukarno geworden, der in weiten Kreisen der Bevölkerung als Wiederverkörperung des sagenhaftcn «Gerechten Königs» (ratu adil) galt. Zu ihm strömte die Bevölkerung, wann immer möglich, um seinen Segen zu empfangen und sich die Hand auflchn Zu lassen. Selbst während der Unterhaltung mit ausländischen Gästen pfleg- ten Kinder oder schwangere Frauen an ihtn vorbeizudefilieren, um sich bt" fuhren und den göttlichen Funken auf sich überspringen zu lassen“. Mine de‘ Sechziger Jahre freilich begann die Macht für jedermann sichtbar WiCd_er von Ihm <