„g Asiatische Gesellschaften und Verhaltensstile Die Führungsschichten waren Abschöpfungseliten, die Städte reine Kon_ sumzentren und die Behörden Einforderungsagenturen für Steuern Und Dienstleistungen. Wie sehr sich das Abgabewesen im Laufe der Zeit wandeln konnte, wird besonders deutlich in der chinesischen Geschichte, wo der ur; Sprüngliche Ausdruck «gong» (Tribut) zuerst durch «zu» (Hilfe) und später durch «zhi» (Beitrag) abgelöst wurde‘. Aus einer Lehensabgabe an den Herr. scher war also eine «Unterstützung» im Sinne der altgriechischen I‚citurgü (Dienst für die Gemeinschaft) und schließlich eine Zwangsabgabe geworden, Um nicht Freiwild für habgierige Beamte zu werden, schlossen sich Handwerker und Unternehmer häufig zu Gilden zusammen, denen bisweif len auch das staatliche Außenhandelsmonopol anvertraut wurde, so 7.. B. den bis zum Vorabend des Opiumkriegs (1840) im südchinesischen Canton tätigen Cohong (gonghang) oder aber den südindischen Nanadesi, die mr allem an der südwestlichen Malabar» und an der südöstlichen Coromandef Küste zu Bedeutung gelangten und Beziehungen mit der arabischen sowie der südostasiatischen Welt unterhielten — und, nebenbei sei es bemerkt, auch zu wichtigen Transformatoren des Hinduismus und später des Islam wur« den. Aus einer Inschrift des jahres log; geht hervor, daß sie auch lokale line wicklungsprojekte und Tempclbauten finanzierten, ja manchmal als (;eldfi geber der Könige auftraten‘h Sechstens unterstanden nicht wenige Warengruppen staatlichem Mono— pol, so z.B. in China seit 81 v.Chr. die Hauptproduktionsgüt01' Salz und Eisen, oder wurden unter staatlicher Lizenz vertrieben; zu besonderem Reichtum brachten es hierbei die «Salzkaufleute» im zentralehinesisehen Yangzhou. Eingeschränkt war die «Unternehmen—Freiheit ferner durch die vor allem für konfuzianische Gesellschaften typischen Anti—I.uxtw(ie» setze}, die sich nicht nur gegen üppigen Kleider— und Wohnungsaulwand richteten, sondern sogar die Zahl der bei Holzschnitten verwendeten I‘.1ercn und Druckstöcke regulierten — dies besonders während der japanischen To— kugawa—Dynastie. Bei allen Einschränkungen blieb dem traditionellen Asien jedoch, sich» tens, typisch «lateinamerikanischer» Zündstoff erspart, wie ständige, von Arbeitssuche ausgelöste saisonale Wanderungen des Großteils der Bauern— schaft, spontane Landerschließungsmaßnahmen, häufige Bodenbesetzungt'fl und extrem extensive Bodennutzung bei minimaler Reinvestitionsneigung'; war in Asien doch die Landwirtschaft seit ]ahrhunderten ortsfest geworden. sieht man einmal von dem eher peripheren Schwendbau der Nomaden sowie von den Dauerauseinandersetzungen zwischen Hirten— und Bauernvölkern in Zentralasien ab. Von einer destruktiven Auswirkung der Zwangsmobilitln auf die Dörfer und von sozialer Entwurzelung der Bauernschaft konnte Ll('*’ halb kaum die Rede sein. Zu den Randerscheinungen gehörte auch die Latifundienwirtschaft.