z_;4 Asmtm‘be Gesellschaften und Verballenssti/e umfaßt und sich klanglich variieren läßt, z.B. «Ahhhuuuummmm» oder «Ahhhhummmm» oder «Ahummmm». Sein Ich aufgeben? Mit einem Gro» ßen Umfassenden verschmelzen? Geräusche nicht aktiv hören, sondern sie einfach auf dem Trommelfell spielen lassen? Das Gestern und das Heute vergessen und ganz im ewigen jetzt aufgehen? Dies alles fällt einem höchst individualistisch aufgewachsenen westlichen Zeitgenossen offensichtlich ziemlich schwer, zumal er sich unter Meditation wenig vorstellen kann: Medi— tationserlebnisse lassen sich ja nicht begrifflich, sondern nur durch Nachvoll zug vermitteln. Es dennoch zu versuchen, wäre ein ähnliches Unterfangen, wie einem Blindgeborenen die Farbe Dunkelblau zu beschreiben. Die meditativen Techniken der Mystikschulen ähneln sich, wie vor allem beim Vergleich der Zen— und der Ekkehard-Tradition deutlich wird, in er— staunlichem Maße. Einzelheiten können hier nicht beschrieben werden, zu mal es dafür mittlerweile eine umfangreiche Spezialliteratur gibt”. Wesent— lich für das Gelingen sind eine ganz auf die innere Stimme konzentrierte, am besten asketische Lebensweise (weshalb sich ja gerade das daoistische und buddhistische Mönchtum um die Meditation besonders verdient gemacht hat), ferner gewisse Körperhaltungen (Asanas) und Atemübungen (Prana_vm mas), des weiteren das Murmeln (ursprünglich magischer) meist einsilbiger Formeln (Mantras), die im allgemeinen nasalartig enden, z. B. «Aim», «Hrim» oder «Khim». Durch eine ständige Wiederholung solcher Silben sollte die Gottheit ursprünglich gezwungen werden, dem Sprechenden dienstbar zu sein. In den ostasiatischen Tempeln sind die Hauptzugaugstore von muskelstrotzenden Riesen flankiert, von denen der eine den Mund zu einem «A» aufreißt, während der andere die Lippen zum lange hingezoge nen Laut «M» zusammenpreßt * eine drastische Wiedergabe der klassischen Grundsilbe AUM, des «A und 0» der Mahayana—Lehre. Verschiedene indie sche Meditationsschulen unterscheiden sich z.T. nur durch ihre jeweiligen Mantras, die zumeist als Geheimnis gehiitet werden. Um «leer» (d.h. vom Ich befreit) zu werden, gibt es eine Anzahl von Techniken, wie sie vor allem von der Yoga—Schule zur Perfektion entwickelt Wurden, so z. B. die Fixierung der Gedanken auf ein bestimmtes Körperteil (Nabel, Nasenspitze) oder auf ein äußeres Symbol (z. B. auf ein Mandala}. Vollzug bestimmter Mudras (Fingerhaltungen), absichtsloses Lauschen auf einen reinen Klang (Gong), Verbrennen von Weihrauch, wodurch der Ge- ruchssinn angeregt wird — das in Europa wohl am meisten tabuisierte W’ahr- nehmungsorgan, konzentriertes Abzählen der 108 Perlen des Rosenkranzes u.dgl. Erreicht werden soll nicht etwa eine Art «Yoga—Schlaf», sondern im Gegenteil ein Zustand hellster \Wachheit: lichtvolle Klarheit bei gleichzeiti ger Ausschaltung des Ich. Dies ist ein nach westlichen Bationalitiitskriterien kaum begreifbarer Zustand, der freilich mittlerweile in der westlichen Welt Zum Faszinosum geworden ist, weil sie unter der Überbetonung des Ver- Standlichen, unter Entfremdung und ldentitätskrisen leidet. Da der mysti— W——— V. Was Aszaten glauben: Religion und Frömmigkeit 23; sche Weg freilich nur erfolgreich sein kann, wenn man sich selbst «anjocht» Wie das Wort «Yoga» ursprünglich zu übersetzen war, bleibt die mittlerweile modisch gewordene Meditation im Westen häufig eine bloße Alternativ— und Ausstiegsdroge. Versenkung findet nicht nur in Klöstern und unter Anachoreten statt, s(‚ndern hat auch im höchst weltlichen Betrieb Anhänger gefunden. Ein me- ditativ vorbereiteter Maler zeichnet z.B. nicht irgendeine Blume, sondern verwirklicht sich selbst als Blume — und dies nach langer Konzentration und in einer plötzlichen Explosion des künstlerischen Tuns. Beim Blumenstek— ken, also dem mittlerweile auch bei uns populären Ikebana, arrangiere nicht ich eine Blume, sondern ich arrangiere «mich» in dem Blumengesteck. Ein Samurai, der den Weg des Zen gegangen ist, benutzt nicht sein Schwert, son— dern wird selbst zum Schwert. Beim japanischen Bogenschießen, das Albert Herrigel so einfühlsam beschrieben hat, kommt es nicht darauf an, daß ich mit dem Pfeil als Objekt ein bestimmtes Ziel treffe, sondern daß ich, als Sub— jekt, selbst zum Pfeil werde. Hier erfolgt also erneut eine Anknüpfung an das oben im Zusammenhang mit der asiatischen Erkenntnistheorie (oben 5. I89ff.) bereits beschriebene «Innewerden». 7 Äußeres Frommsein: Das Ritualwesen in Asien Am eindrucksvollsten kommen religiöse Rituale in hinduistischen Tempel- kulten zum Ausdruck, die bis ins letzte stilisiert sind und sich von Ort zu Ort unterscheiden. Im allgemeinen lassen sich aber fünf Grundbestandteile unterscheiden: Einladung an die Götter, Opferdarbringung, Anbetung, Un— terhaltung und Heimsendung der Götter Während der Christ seinem Gott vor allem als Sünder und der Muslim Allah als Sklave entgegentritt, begegnet der Hindu seinen Göttern hauptsächlich als Gastgeber und zwar bei häus— lichen Gottesdiensten ebenso wie bei den Tempelfeiern. Nachdem oft Tau— sende von Menschen sich an den Vorbereitungen zum Fest beteiligt haben, spricht der Tempelpriester die feierliche Einladung aus. Im hinduistischen Bali werden zu diesem Zweck die steinernen Throntürme mit Blumen— arrangements ausgepolstert; die «Gästeräume» und Tische sind mit blumen- geschmückten Opferarrangements hauptsächlich eßbarer Art ausgestattet, damit sich die geladenen Gottheiten daran gütlich tun können. Während des gesamten Festes kommen die Gläubigen lächelnd und mit den schönsten Kleidern angetan zu Tausenden nacheinander in die heiligen Hallen A oder, Wie in Bali, in den mauerumsehlossenen Tempelfreiraum und beten die vor ihnen thronenden Götter an, wobei sie zumeist Blüten streuen oder Licht— Opfer darbringen. Sie werden von den Priestern mit Weihwasser besprengt Und zum Abschluß der Andachtsübung mit einer farbigen Paste zwischen den Augenbrauen betupft. Zum Amüsement der Götter während der oft mehrere Tage dauernden «Puia» werden Tänze, Theaterstücke und Musik- nllmmern dargeboten, erfolgen bei Dunkelheit Lichterumzüge und werden