248 /lsiuii$cbe (ine/[schaften und thallensslz/e Koranschulen. Für die iiiiima—getragenen Bewegungen geht es hingegen nicht nur um die Selbstreinigung der Gläubigen, sondern um die Reinigung der ganzen Gesellschaft _ notfalls in Form eines politischen Aufstands gq_y„„ die Staatsführung. Erfolge: Sonderstellung der Bumiputra (Malaiisch als oi- fizielie Sprache, Sultane, Wahlmonarchie). (Zu den Community—Problemen S. 83 ff.) Dem imamgetragenen Radikalismus lassen sich zwei der vier Islanr()r_ ganisationen Malavsias zurechnen, nämlich die Darul Arqam (Anhänger tra— gen grüne Roben iind Turbane, benutzen weder Stühle noch Fernsehgeräte, haben regelmäßigen Koranunterricht) und die Tabligh (Anhänger tragen weiße Roben und Turbane und ziehen sich im allgemeinen ganz aus dem All— tagsleben zurück. 1978 entweihten sie 29 Hindu—Tempel in Kuala Luni« pur)“, Typisch für den imam—getragenen Reformismus ist die Muslimgemeinde in Colombo/Sri Lanka, die höchst regierungsgetreu handelt und sich harmo— nisch in die buddhistische Umwelt einfügt. Radikale umma—getragene Bewegungen andererseits sind in Mindan.m (Philippinen) sowie in Südthailand aktiv. Sie werden u.a. von Libyen unter» stützt. Zu den umm;rgetragenen Relormbewegungen schließlich gehtiren die beiden übrigen malaysischen Gruppierungen des Abim und der PAS. Die Abim (Angkatan Belia Islam Malaysia: Muslimische ]ugendbewegung Ma— laysias) umfaßt 50000 meist jugendliche Malaien, die sich unter ihrem fuh- rer Anwar Ibrahim gegen Korruption und Ausbeutung der Armen wenden Anwar Ibrahim hat ein Ministeramt (Erziehung) inne. Die PAS (Pan Malav Islamic Party) kämpft für die politischen Rechte der Bumiputra. Wegen ihrer gradualistischen Strategie sind beide Gruppierungen für die regierende (und säkular ausgerichtete) UMNO tolerierbar. Fundamentalisten kämpfen um einen islamischen Staat; Indonesien er— laubt aber nur den Pancasila — d.h. einen «religiösen» Staat, in dem mehrere Hauptreligionen koexistieren. Islamische Kunst in Aszen Auch in Asien grundsätzliche religiöse Scheu vor figürlichen Darstellungen. die zu einer fast völligen Ausschaltung der Plastik und zu einer Iiinscher— kung der Malerei auf höfische Kreise führt, wiihrend andererseits das Orna— ment an sämtlichen Bauwerken und Gegenständen um so üppigere Formen annimmt. Islamische Kunst in Asien ist allerdings keineswegs völlig bildlos. Man denke an die Miniaturinalerei der Moghulen und an Tierdarstellungen; vorislamische Traditionen verschaffen sich ihr Recht. Besonders wichtige Impulse hat die islamische Kunst im Bereich des Handwerks gebracht, nämlich in der Textilkunst (Batiken in der malaiischen Welt), im Metallgewerbe (java), vor allem bei den Treibarbeiten und in der _ i V. Was Asiaten glauben: Religion und Frömmigkeit 249 Tauschierung (malaiischer Kris-Schmuck), in der Fayence—‚ KacheI—, Stuck— d Terrakotta— sowie nicht zuletzt auch in der TeppiChkunst, die m an?“ un. Formen (gewebter, g€W1fkter und %elmupftcr Teppich) seit alters in 3;T:inan‚ Nordindien und nicht zuletzt-auch im zentralasiatischen West- turkestan hergestellt werden. Überall solide Handwerkhchken, Wie Sie der ' ' ‘ i en ist. i$Iamllsälciiiefr6ricghetrics)triiridge, an denen die Handwerker ihre Fähigkeiten entfal— K‘fiöt;nen, sind die metallenen Koranständer_und unzähligen Moschee— ren vor allem aber die Dekorat10n5arbe1ten in Stein und Keramik sow1e ä?iiistvollen Stalaktitengewölbe, die herabhängenden Tropfsteinen glei— ch'erriotz solcher Einflüsse aber hat der Islam, sieht man einmal von Pakistan, Nordindien und der zmtralasmt1schen Seidertstraßenregwn ab, aqumen bei weitem nicht so tiefgreifenden künstlerischen Iszluß ausgeubt Wie Hindu- ismus, Buddhismus oder chinesische Kultur. „ ‘ Am prächtigsten sind Profanbauten Wie Palaste, Festungen und Mauso— Ieen, welch letztere durch ihr bloßes Vorhandensein schon den Geboten des Glaubens zuwidedaufen — man denke an the ((:rabbauten des Rukn—i Alam in Multan oder aber an das im Zentrum des lndientounsmus stehende Tadsch Mahal in Agra, einer der drei Hauptstädte des Mogliulre1chs. Unter den Festungspalästen ragen das Rote Fort in Delhi sowm die Anlage in La— ervor. holr)eii1 beiden klassischen Moscheetvpen, namlich die Hofmoschee mit ih- rem von Säulenhallen umgebenen Hof und die Kuppelniiischee mit ihren rundzeltartigen Auswucherungen sind überall auch in Asien vertreten — ebenso übrigens wie die Medresse, das klas5ische Seminargebaude fur den theologischen Nachwuchs. . . _ Daß die Moscheen, wie sie im Laufe der Zeit zw15chen Lahore (Wear Khans Moscheel), Samarkand und dem indonesischen Suraoava entstanden sind, so wenig Gemeinsamkeiten aufweisen, hängt einmal damitzus;irnm€n, daß der Islam keine zentrale Organisation und kein als solches identifiue_r- bares einheitliches geistiges Zentrum besitzt, zum anderen aber auch damit, daß er von seiner religiösen Anlage her weder auf eine I’r1esterschaft noch auf einen «Kirchenrauin» angewiesen war. weshalb 1a die Moscheenülange Zeit bezeichnenderweise nicht als liturgische Stätten, sondern als Burger— zentren für die muslimischen Gemeinden (ununa) angelegt waren; daher auch die «hypostylen» (auf Säulen ruhenden) weitenKuppeldacher sow1e die architektonische Priorität des lnnenraums, die zu einer Vernachlasagumg des äußeren Aussehens führt. ' Paläste und Moscheen haben dreierlei gemeinsam, nämlich die klare Tren— nung der Bauanlage von der städtischen Umgebung, zweitens die addmve K0nstruktionsweise, bei der sich, anders als im streng ikonographischbe— Stimmten christlichen Kirchenbau, nicht ein einziges Schema gebieterisch