Y?—_—_‚ 254 Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile «zürnenden» und sich paarenden Gottheiten sowie jene neue Spielform des Tantra—Buddhismus, dessen Hauptziel es war, die buddhistische Erlö mit Hilfe magischer Praktiken «herbeizuzaubern», wobei vor allem das senlose Wiederholen bestimmter Keimsilben als besonders förderlich galt. Die Reichhaltigkeit des Rituals förderte zugleich die Heraquildung Von Mönchsgemeinschaften (Rotmützen— und Gelbmützensekte, Theokratie)‚ die Entstehung riesiger Klosterstädte, vor allem der drei Staatsklöster Gan_ den, Sera und Drepung. Hauptkultobjekte: Stupabauten, die dem Muster des Mandala nachgebildet waren, bronzene Ritualobjekte wie Messer, Do]- che, Donnerkeile und Glocken, «Räder der Lehre» und Butterlampen etc. Malereien (häufig im Stile des Mandala—Motivs) und vor allem Skulpturen von milden und zürnenden Gottheiten waren das Ergebnis der Vermischung indisch—buddhistischer und einheimischer Bon—Elemente. Von Tibet aus fand dieser Mischstil Verbreitung in die Mongolei und in die angrenzenden Himalaya—Königtümer von Nepal, Sikkim und Bhutan. In weitaus reinerer Form fand der Buddhismm seinen Weg nach Süden und zwar nach Ceylon, dessen Geschichte mit derjenigen des Buddhismus fast identisch ist. Seit der Ashoka—Mi55ion (3.vorchr. ]h), vor allem aber seit dem iz._lahrhundert‚ wurde Sri Lanka zum strahlenden Mittelpunkt und zu einer Art «Verteilerkreis» für den Theravadabuddhismus in Richtung Südostasien. Ohne den singhalesischen Buddhismus gäbe es kein Theravada in Birma, Thailand, Kambodscha oder Laos. Hier wurde das Tripitaka (die heiligen drei Bücher des Buddhismus über Mönchsgemeinschaft, Ethik und Lehre) kanonisiert, hier auch wurde das dem Theravadabuddhismus heilige Pali—Vokabular abgesegnet, und von hier aus verbreiteten sich die für das Theravada typischen Kunstformen. Den Weg nach Ostasien nahm der Buddhismus über die zentralasiatischen Seidenstraßen * und zwar fast ausschließlich in seiner Mahayana—Form. Langsames Einsickern in China, zuerst im i.]ahrhundert n. Chr., dann mit Hilfe fremder Eroberervölker erneut im 4.Jahrhundert Höhepunkt wäli» rend der Tang—Dynastie; Verbreitung nach Korea und im 6.jahrhundert auch nach japan. Zahlreiche Pilgerfahrten chinesischer Mönche nach Indien; Übersetzungen der heiligen Texte ins Chinesische. Gewaltige Crottenanla— gen mit exzellenter Plastik und Malerei: Longmen—Grotte (Luoyang), Yun— gang—Grotte (bei Datong). Maijishan (Provinz Gansu), Dunhuang (Gansu) (die riesigen Mantelfiguren Kim Ilsungs und Mao Zedongs stehen in der Traf dition der buddhistischen Monumentalplastik). 842—845 große Buddhisten— verfolgung, von der sich das Mahayana nie mehr richtig erholen konnte. Da- von weitgehend unberührt freilich blieb die Entwicklung in japan, wo der Buddhismus bis zur Renaissance des Shintoismus am Ende des ig__]ahrliLlfl‘ derts fast die gesamte Große (und z. T. auch Kleine) Tradition beherrschte- Zwei charakteristische Architekturformen dominieren, nämlich die Stup«l und das Kloster: Die Stupa (besonders ehrwürdig die von Sanchi) War SUng pau— V, Was Aszarun glauben: Religion und Frömmigkcil 255 .. lich nichts anderes als ein Grabhügel, der, wenn dort ein König be— ur5pruflg de auch noch von einem «mehrstöckigen» Schirm gekrönt ZU erd18t WUfl'le ie dem Symbol des Königtums. Um den (zumeist mit einer werd?“ P [? Steinmfllller umgrenzten) heiligen Tumulus—Bezirk herum ringformi)ge .leg5jonen stattzufiiiden ‚ seit jahrtausenden eine typische Ver- pflegtenfo;rfil' Die StuP3 wurde zum buddhistischen Bauwerk schlechthin. s _ . . . . ehru“é undid6£‘ ist die des Mals, d.h. eines Reliquienschreins, in dem ur— r ' . . ‘ ‘ ' Ihfli lich noch «echte» Reliquien Gautamas emgeschremt waren — etwa ein sprung Teil seiner Bettlerschale, einer seiner Zähne (heute Kandy ifi)3tilbgn)ka) oder ’ e oder andere Haupthaar. Spater traten an die Ste L «tc ter» Reln das Eins hriftrollen etc. Blieben die Stupen in Indien noch weitgehend erd— qiil€n “C ' — wenngleich sie immer mehr ins Uberdimensionale auswuch— hugelformliimen sie in anderen Ländern höchst eigenwillige Formen an, wo— ser'1—y' SCCniiindidee der Reliquienaufbewahrung nie verlorenging. Blieb in Sri bel (ljrledier Kuppelform des «Erdhügels» noch weitgehend vorherrschend, so Lan has in Birma die «Schirm »—Spitze steil in die Höhe (Cetyh). um sodann in Thailand jene gotisch—schlanke, vom Sockel bis zur Spitze fast gleichmäßig zulaufende Form anzunehmen, wie sie in der Kunst von Ayuthya ihren Ho— hepunkt erreichte. In China und japan andererseits interessierten 51Cl'1 die Baumeister für das Erdhügelelement praktisch überhaupt nicht mehr und konzentrierten sich ganz, auf die Ausgestaltung des v1elghedr1gen Schirms: ' ta war entstanden. D1Kf2)1%2iiiilzlg)en sind die zweite Hauptform buddhistischer Baukunst. In Indien waren die meisten dieser Gebäude ursprünglich in Holz ausgefuhrt — doch hat sich davon nichts erhalten. Um so Wichtiger sind die wenigen]ub— riggebliebenen Architekturen in Stein, die z. T. die alte Holzschn1tzere1 bis ins Filigran nachahmen. Wichtigste Relikte aus der I‘ruhzeit Sind die Grot— tentempel, die 7„T. aus nacktem Fels herausgehauen wurden, Wie z.B. das Grottenkloster von Ajanta und der Tempelkomplex von hllora (ts.jh.)y. Mit dem 8.]ahrhundert verschwindet der Buddhismus, der die bisherige I\un}st Indiens nahezu monopolisiert hatte, fast völlig aus dem Mutterland. Cle1c — zeitig beginnt der Aufstieg der hinduistischen Kunst, die bisher kaum zu sich selbst gefunden hatte. ‘ ' _ _ ‚ ‘ “ d' ) Sk ] Von hervorragender Bedeutung für die buddhistische l\unst ist lt. up— tur, die ihren ersten Höhepunkt in Indien im 5. und 6.jahrhundert erreicht und die seit der christlichen Zeitwende in zwei Schulengipf€lt. namlich der bereits erwähnten (oben S.:;3) Gandhara—Schule sow1e in jener von Ma— thura. _ Im Kunstzentrum Mathura vor allem wurden auch die ik<)ncigraphischen Merkmale Buddhas festgelegt, nämlich das dritte Auge auf der Stirn, die lan— gen Ohrläppchen, die Ausbuchtung des Hinterkopfes, die gelockten Haare, das archaische Lächeln, die Strahlenmandorla, die _(im Vergleich zur Gandhara—Skulptur) «unanatomischen» Körperpropornonen und Gliedma—