284 Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile richten haben, könnte genausogut aus der Feder eines Mannes Stämmen Hier zeigen sich Annäherungen im sozialen Rollenspiel beider Geschl . die man freilich, wie Ergebnisse einer neuen Singapurer Statistik (dazu unten 5. 285 f.), nicht überbewerten darf. In Indien zeigt vor allem der populäre Film ein Frauenbild, das auf Westli— che Feministinnen wie ein rotes Tuch wirkt —— hier ein Beispiel: «Er, der Dom,; nierende: Er neckt und ärgert sie, kneift und drängt sie, demütigt sie und lehrt sie Mores; sie singt sentimentale Lieder, schwingt ihre Hüften und haucht schließlich ja. Die Prämie, die sie für ihre bewiesene Unterlegenheir be- kommt, ist die Ehe und der Platz an seiner Seite, wo sie ihm fortan die ein tugendhaftes Leben führen kann. Hat sie zu Beginn noch jeans getragen läßt sie sich von ihm bereitwillig wieder in einen Sari hiillen, war sie berufsräi tig, akzeptiert sie nach der Hochzeit ihren Platz am häuslichen Herd”„. Repräsentativ für Südostasien ist das «Maria Clara»—Leitbild”, wie es auf den Philippinen nach wie vor herrscht. Zum idealen Frauenbild gehören da— nach heute noch traditionelle Eigenschaften wie Schüchternheit, Sprödig_ keit, Bescheidenheit, Selbstlosigkeit und Mütterlichkeit, während Emanzi piertheit oder erotische Aggressivität sowohl von Frauen als auch von Männern als Provokation empfunden werden. In ganz Asien gilt bezeich— nenderweise auch die stillschweigende Übereinkunft, daß «eine Frau nicht raucht». echten zeigen nen und 6) Ehe und Familie im heutigen Asien: Eine Hagebogenerbebung im modernen Singapur Auf der Suche nach zeitgemäßen Erziehungszielen veranstaltete die Regie— rung in Singapur Anfang der achtziger jahre umfangreiche Untersuchungen, die zu dem erstaunlichen Ergebnis führten, daß konfuzianische Werte in der neben Tokyo und Hongkong vielleicht modernsten Großstadt Asiens nach wie vor Gültigkeit besitzen: Wenn schon in Singapur, so kann man weiter folgern, dann erst recht in der viel weniger schnellebigen VR China. Das In— teresse richtete sich auf drei Konstellationen, nämlich die Beziehungen ‚Wi, schen erwachsenen Kindern und Eltern, zwischen den Ehegatten sowie auf das Verhältnis zwischen den Geschwistern. Zwei «Dilemmafragen» brachten Überraschungen zum Verhältnis Kinder/ Eltern ans Tageslicht: Nr. ! lautete: «Ihre betagten Eltern wollen mit Ihrer Familie zusammenziehen, doch Ihr Ehegatte ist dagegen. Wie würden Sie als einziges Kind Ihrer Eltern entscheiden?» 51 % hielten es für das beste, den Widerstrebenden Ehegatten zu überzeugen, doch bitte seine Einwände fal— lenzulassen, 32 % wollten die Eltern auch ohne Zustimmung des Ehegatten Zu sich ziehen lassen, und nur II % gaben sich mit bloßen Besuchen der Eltern zufrieden. Den Rekord an «Elternfreundlichkeit» erreichten freilich nicht die Chinesen, sondern die Inder Singapurs, von denen nämlich nicht VI. Wie man «Aszale» ’ZL'l7’d 285 . er als 41% auch gegen den Willen des Ehegatten die Eltern bei sich Wenig}, en wollten. Gleichzeitig erklärten Sich allerdings nur zo % aller Sin— aufn€ mmit abgeschlossener Tertiärbildung bereit, einen solchen ehem- gapurjiichen’ aber ehegattenfeindlichen Schritt zu wagen. Dieses Gesamter— freun_ veranlaßte eine Zeitung, ihren Bericht mit der Schlagzeile «More filial gebn15 rried» zu überschreiben”. thaEn'rirelaandere «Dilemmafrage» lautete: «Meinen Sie, daß Sie Ihre freie Zeit 1 it den Eltern verbringen sollten, als irgend etwas anderes 7u um„_ eher m >» 78 % beiahten die Frage! Ferner hielten es 49% aller Inder für n?$jfiénswert, daß der eigene Ehegatte von den Eltern ausgewählt wird; äler5elben Ansicht waren 38 % der Malaien, wahrend Sich die Chinesen nur noch zu 25 % für eine solche Option erwarrnen konnten. ‘ Das Verhältnis ZWi5chen den Eheleuten 5mgapurs sollte durch folgende Dilemmaffage geklärt werden: