Asiatische Gesellschaften und Verbaltensstile 310 herbeizuwinken. Im ersteren Fall deutet der Daumen der rechten (!) Hand unter dem die vier Finger zur Faust zusammengelegt sind, auf den Adres ’ ten; nach der malaiischen Tradition hat der Daumen eine gute Bedeut sa» denn er vertritt Gott, während der kleine Finger Symbol des Bösen ist deshalb auch nicht empfehlenswert, eine Handbewegung zu vollziehe der Daumen und kleiner Finger ausgestreckt, der Rest der Finger aber e' rollt bleibt. Vor allem von älteren Malaien könnte diese Konfiguratiomge_ eine Aussage in Richtung «Gott ist schlecht» gedeutet werden. Es em fr“l 218 sich, jede Handbewegung mit einem Lächeln zu begleiten. p le lt Als extrem ungesittet gelten aggressive Handbewegungen wie das Bo der einen geballten in die offene Fläche der anderen Hand oder aber die €? dung von Fingerformationen, die als frivol empfunden werden könnt ! _ Auch das Einstützen beider Hände in die Hüften gilt als Zeichen von Arm. ganz — wie übrigens auch das Verschränken der Hände auf dem Rücken“;— Gegenwart eines Arbeitenden. Zu vermeiden sind nach Möglichkeit au 2 «italienisch» ausholende Gesten bei der Unterhaltung, da sie schlecht -C allgemeinen Reserviertheit passen. zur Streng verpönt ist es, Dinge mit der linken Hand zu reichen oder entge- genzunehmen oder jemandem die linke Hand entgegenzustrecken. Man ißt mit der Rechten, aber man «säubert» mit der Linken — dies ist die überall gebräuchliche Interpretation. Die sicherste Art, Gegenstände zu reichen besteht darin, hierfür die rechte Hand zu verwenden und den rechten Ami von unten her in die Höhe der Armbanduhr bei oben liegendem Daumen zu umklammern. In Ostasien, und hier wiederum besonders in Korea, dürfen Gegenstände nur mit beiden Händen gleichzeitig gereicht und entgegenge- nommen werden. Die Nordkoreaner beleidigen ihre amerikanischen Ver— handlungspartner in Panmumjom schon seit 1953, indem sie ihnen Proto— kolle und Dokumente immer nur mit einer Hand überreichen. .In Indien und in den meisten Ländern Südostasiens (mit Ausnahme von Vietnam und besonders westlich orientierten Bevölkerungsschichten) wird mit den Händen gegessen — eine Sitte, die in der konfuzianischen Welt wie— derum als barbarisch gilt. Beim Anfassen der Speisen darf nur die rechte Hand eingesetzt werden, wobei die Finger nicht über das zweite Glied hin— aus besudelt werden dürfen. Drückt man beim Einnehmen den Happen mit dem Daumen nach, so offenbart sich darin besondere Eßbegeisterung und ein Kompliment an die Köche. Höchst unschicklich ist es, die Finger abzu— lecken oder sie in den Mund zu stecken. Die Linke bleibt während des ge" samten Essens nach Möglichkeit unter dem Tischrand; sie darf höchstens ZUm We1terreichen einer Schüssel oder zum Halten eines Trinkglases einge— setzt werden. teljzaismßezgurueßäreigslfiormen anbelangt, sohat sich die Sitte desI-Iändeschüt— dem L d _gd uropamerung zwar in den Stadten eingeburgCrt, ist auf an e je och nach Wie vor unubhch — und auch den stadt15chen A513ten ung? ES in n, bei VII. Vom alltäglichen Umgang mit Asiat€n 311 der ist es im allgemeinen lieber, wenn ihnen das westliche Zeremo- t bleibt. In Indien und in den Theravadg— Ländern gibt es statt dessen die schöne und anm\ltlg? 68516 des GTUßCHS mlt_«bctend gefalteten», bis zur Nase, manchmal sogar bis zur Stirn erhobenen Hunden, die von einem ruhigen Lächeln und einem leichten Kopfneigen sow1e von einem weiten Öffnen der Augen begleitet ist, wobei der Augenkontakt kurz zu sein hat. In Indien pflegt man gegenüber Personen des anderen Geschlechts zusatzhch eine «Sozialdi— Stanz» von mindestens einem Meter anzunehmen, die notfalls durch einen (für den Ausländer manchmalverwirrenden) Schutt rückwärts hergestellt wird. Eine jüngere Person ehrt einen Alteren dadurch, daß Sie mit der rechten Hand dessen Fußspitzen berührt # und so eine Art Proskynesrs vollzieht. In der malaiisch—islamischen Welt begnügen sich Personen verschiedenen Geschlechts mit einem aufmerksamen gegenseitigen Zunicken, während man bei der Begrüßung von Mann zu Mann oder von Frau zu Frau die aus— ge5treckten Hände des Partners mit den eigenen Händen kurz berührt und sie sodann zur eigenen Brust zurückführt, um auf diese Weise die «Herzlich— keit» des Grußes zu unterstreichen. Eine jüngere Frau, die eine ältere Dame begrüßt, führt beide Hände zur Brust, Während die Ältere diese Bewegung nur mit einer Hand vollzieht. Grußgesten werden im allgemeinen von ver— balen Grußformeln begleitet, die z.B. in der modernen Bahasa Indonesia mit dem arabischen Segenswort «Selamat» und einer (Hinzufügung z.B. «Morgen», «Abend», «Reise» usw.) ergänzt werden — je nach dem Anlaß, dem der «Segen» gelten soll. Auch in den anderen Kulturen wechseln die Grußformen je nach der Tageszeit. In China fragt man höflich, ob der an— dere «schon seinen Reis gehabt hat», eine Frage, der die Prämisse zugrunde liegt, daß man sich bejahendenfalls auch wohl fühlt. Injapan und Korea spielen Hand— und lüiigerbeWt*gungen beim Begrüßen kaum eine Rolle. Hier vollzieht man vielmehr die weltberühmte Verbeugung (jap.: Ojigi), und zwar aus der Hüfte heraus, nachdem man vorher einen Schritt zurückgetreten ist, wobei gleichzeitig Grußformeln («ohayo», «kon— nichiwa») oder vielleicht Entschuldigungsformen («sumimasen») gemurmelt werden. Begegnet man sich zum erstenmal, nennt man seinen Namen mit bescheidener und zumeist fast unhörbarer Stimme — und überreicht, mög— lichst wiederum mit beiden Händen, seine Visitenkarte. Der andere liest mit gespannter Aufmerksamkeit Namen und Bezeichnungen und läßt sodann häufig ein hörbares Zischen durch die Zähne vernehmen: Ausdruck der Be— Wunderung für die hohe Stellung seines Gegenüber! Anschließend erfolgt nochmals eine respektvolle Verbeugung, die u. U. in immer kleiner werdende Nickbewegungen auspendelt, wobei man sich zwischendurch kurz in die Au— gen blickt. Die Arme bleiben bei der Verbeugung gestreckt: Bei den Männern W6rden sie allerdings auseinandergenommen und an die Hüften gepreßt, bei df“ Frauen werden sie — Innenhandkante an Innenhandkante — zusammenge— führt. In China ist der Verbeugungsvorgang kürzer und weniger formell. „rereinan nie“ ersp3f u