314 Asiatische Gesellschaften und Verhaltensstile Mit Blickkontakten wird in Asien sparsamer umgegangen als in Europa, und nun gar im deutschsprechenden Mitteleuropa: Hier gilt der Augenkon_ takt als Zeichen von aufmerksamer Höflichkeit, während das gleiche «Ver— weilen» in Asien als höchst unangenehm, ja manchmal bedrohlich empfim_ den wird. Liebkosungen mit Kindern erfolgen nicht nach Art des westlichen Küs— sens. Vielmehr drückt die Mutter ihre Nase auf die Wange des Kindes Und gibt dabei einen kurzen Atemstoß ab. Auf diese Weise wird in den malaiisch_ islamischen Ländern übrigens auch die Hand eines Alteren durch einen lün» geren geküßt. Diese malaiische Art des Küssens heißt «chium». d) Berührungen Während es im Westen durchaus üblich ist, Personen des anderen Ge— schlechts den Arm zu reichen (z. B. beim Überqueren einer Straße) oder sie zur Bekräftigung eigener Worte kurz anzutippen und sie bei der Begrüßung vielleicht auf die Wange zu küssen, ist eine solche Kontaktnahme in allen Ländern Asiens streng tabuisiert — von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit gar nicht erst zu reden. Dieses Tabu gerät erst bei der jungen städtischen Ge— neration langsam in Vergessenheit, wobei der westliche Film einen entscheh denden Einfluß ausübt. Andererseits sind physische Kontakte zwischen Per sonen des gleichen Geschlechts im allgemeinen nicht nur erlaubt, sondern auch beliebt. Häufig sieht man Männer (und Frauen sowieso) Hand in Hand durch die Straßen schlendern A ein Bild, das nun wiederum von den meisten Europäern als befremdlich empfunden wird und Assoziationen hervorruft, die dem durchschnittlichen Asiaten ferne lägen — und ihm Unrecht tun. ;. Sprachsignale Kommunikation kann direkt oder eher symbolhaft, konflikt— oder aber han moniebedacht, egalitär oder hierarchisch, eher spontan oder formell—ritualh stisch, laut oder leise, offen oder aber zurückhaltend erfolgen: Die jeweils erstere dieser Alternativen entspricht tendenziell dem europäischen, die letz: tere jeweils dem asiatischen Mitteilungsverhalten. Dies gilt auch für die Sprache, die zunächst einmal ganz einfach als Instrument der Tatsachenmii— teilung, der Tatsachenbewertung und der Analyse, daneben aber auch, in echt «asiatischer» Weise, zum Zweck der Hierarchisierung, der Gemein/ schaftsbeschwörung und der Identifizierung eingesetzt werden kann. Da ist erstens die Hierarchisierungsfunktion: Idiome, die wie das ]apani» sche, Koreanische, Birmanische, Thai oder Javanische besonders hierar— chieorientiert sind, verlangen, daß ein Sprecher unterschiedliche Anredeparr tikel, ja sogar manchmal verschiedene Verben oder Substantive für ein und ** VII. Vom alltäglichen Umgang mit Asiaren } I)’ dieselbe Sache verwendet, l€ nachdem, _Ob er <