WECHSELTIERCHEN (Rhizopoden) Vorwort a Übersicht über die Rhizopoden Morphologie Zellkörper Pseudopodien a Cytoplasmatische Einschlüsse Kern rn Schalen- und Skelettbildung Physiologie Fortbewegung Ermährang 2220 Fortpflanzung nn Ungeschlechtliche Fortpflanzung . Geschlechtliche Fortpflanzung . Encystierung Symbiose Parasitismus Technik oo. Entnahme der Proben . Aufbereitung des Materials . . . Mikroskopische Untersuchung und Anfertigung von Dauerpräparaten . . Messung, Photographie und Zeichnung Systematik Amoenına Tesracea Heriozoa re: Geographische Verbreitung Ökologie Rhizopodenanalyse Literatur ee Erklärung der Fachausdrücke . Erklärung der Tafeln Sachregister 22222. ae Register der behandelten Familien und Gattungen won 1 12 14 14 16 18 18 19 20 21 21 23 23 25 26 27 29 29 34 57 67 68 74 77 79 80 85 87 Übersicht über die Rhizopoden Als Rhizopoden, Wurzelfüßer oder Wechscltierchen bezeichnen wir eine Klasse der Protozoen (Einzeller). Das Körperplasma der «Wurzelfüßer ist nackt und wird nicht von einer festen Membran zusammengehalten. Deswegen können die zu dieser Klasse gehörenden Tiere plasmatische Fortsätze ausbilden, die wir Scheinfüßchen oder Pseudopodien nennen. Sie dienen nicht allein zur Fortbewegung, sondern gleichzeitig, auch zur Aufnahme der Nahrung: das zähflüssige Plasma umfließt dabei die Nah. rungspartikelchen und befördert sie dadurch in das Innere. Besondere Organellen für die Fortbewegung, wie wir sie von den Flagellaten kennen, fehlen also hier. Diese Tatsache und die außerordentlich einfache Organisation der nackten Amöben mögen dazu verleiten, die Rhizopoden an den Anfang des Systems zu stellen; doch haben stammesgeschichtliche Untersuchungen eigeben, daß man diese Auffassung nicht aufrecht erhalten kann. Man nimmt heute vielmehr an, daß sich die Rhizopoden, wie audh andere Protozoen, durdı Verlust der Geißeln von verschiedenen Flagellaten. Gruppen ableiten lassen (Flagellaten =Geißeltierchen und Geißelalgen). Dafür spricht auch das Vorkommen begeißeher Stadien während der Entwicklung einzelner Arten. Innerhalb der Klasse der Rhizopoden finden wir Arten mit den verschiedensten Schalen- und Skeleubildungen, die für die systematische Unterteilung von großer Be- deutung sind. So unterscheidet man folgende fünf Ordnungen der Rhizopoden: 1. Ordnung: Amoebina (Nacktamöben) 2. Ordnung: Testacca (beschalte oder Thekamöben) 3. Ordnung: Foraminifera (Foraminiferen oder Lochschalenträger) 4. Ordnung: Heliozoa (Sonnentierchen) 5. Ordnung: Radiolaria (Radiolarien oder Strahlentierchen) Die Vertreter der ersten beiden Ordnungen und die Heliozoen kommen vor allen im Süßwasser vor, und nur einige Arten leben im Brackwasser; die Foraminiferen und Radiolarien sind dagegen ganz auf marine Lebensräume beschränkt und kommen dort in großer Anzahl und in enormer Formenfülle vor. Eine gemeinsame Behandlung der Süßwasser- und Meeresbewohner schien in die- sem Büchlein nicht ratsam, da der Umfang des Stoffes zu groß wäre; außerdem sind sowohl die Technik des Sammelns und der Untersuchung als auch die ükologischen Faktoren so grundverschieden, daß Vergleiche nicht angestellt werden können. Es war daher notwendig, die im Meer lebenden Arten hier nicht zu behandeln, zumal die wenigsten Leser die Möglichkeit haben, an marines Material heranzukommen. Da- gegen können die Süßwasserarten ohne Schwierigkeiten überall gesammelt und unter- sucht werden, vorausgesetzt, daß zumindest geringste Wassermengen vorhanden sind. Die Nacktamöben (Amocbina) kann man eigentlich nur negativ charakterisieren. Es sind nackte „Protoplasmaklümpchen“ mit Scheinfüßchen, deren Gestalt von Art zu Art wechselt. Schalen oder Skeleutbildungen kommen bei ihnen nicht vor. Bei den beschalten Amöben (Testacea) ist der Plasmaleib von einer Schale um- hüllt, in die Fremdkörper (z. B. Sandkörnchen) eingebaut sein können. Die Sonnentierchen (Heliozoa) sind Wurzelfüßer mit kugeligem Körper, von dem strahlenartig ziemlich starre Scheinfüßchen abstehen. Die unterschiedliche Art der Umhüllung bei den Nacktamöben, Thekamöhen und Heliozoen bringt es mit sich, daß die Vertreter der einzelnen Ordnungen auch ver- schiedene Lebensräume haben, die vom freien Wusser bis zu den trockenen Moosen reichen; dabei weisen die beschalten Amöben die größte ökologische Valenz auf, wo- gegen die beiden anderen Ordnungen im wesentlichen an Gewässer gebunden sind 7