innerhalb der Markschicht relativ oft vor. Die Zahl der Chromosomen ist auch bei den Protozoen konstant, jedoch liegen bisher nur schr wenige Angaben über ihre Zahl vor. Die parasitische Entamoeba histolvtica hat eine Haploidzahl von 6, das zu den Heliozoen gehörende Actinophrys sol besitzt 22 Chromosomen. Welch wichtige Rolle der Kern spielt, zeigt sich in Versuchen, bei denen der Kern einer Amöbe zerstört wurde. Eine soldıe kernlose Amöbe kann zwar bis zu einer Woche weiterleben, jedoch werden sowohl ihre geordnete Bewegung als auch die Ver- dauung behindert. Anscheinend ist die Bildung von Fermenten von der Anwesenheit des Kernes abhängig. Wird ein neuer Kern eingepflanzt, so erlangt das Tier diese Fähigkeiten wieder. Die Verschiedenheiten in der Ausbildung des Ruhekerns bedingen Verschieden- heiten beim Ablauf der Kernteilung. Es würde hier zu weit führen, auf Einzelheiten einzugehen, zumal in vielen Fällen die Verhältnisse durchaus noch nicht vollständig geklärt sind. Der verschiedenartige Ablauf der Mitose (Kernteilung) veranlaßte manche Autoren, eine Promitose, Mesomitose und Metamitose zu unterscheiden. Für das Studium dieser Fragen muß ich auf die entsprechende Fachliteratur verweisen. Schalen- und Skelettbildung Bei allen Arten der Rhizopoden ist die Oberfläche des Körpers nackt. Im einfach- sten Falle, also bei den Amoebinen, besteht das Tier aus einem Plasmatropfen, der von einer plasmatischen Hülle, der Pellicula, umgeben ist. Dieser Plasmaleib ist natürlich außerordentlich empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen und Schädigun- gen. Bei den höher entwickelten Ordnungen finden wir deshalb Einrichtungen, die gleichzeitig den Plasmaleib stützen und ihm Schutz verleihen: Hüllen und Schalen. Sie werden durch Abscheidung gewisser plasmatischer Substanzen erzeugt und sind, im Gegensatz zu der Pellicula der nackten Amöben, nicht reversibel, d. h.: eine spätere Wiederauflösung einer solchen Hülle ist nicht möglich. Während bei den Foramini- feren mehrkammerige Schalen vorherrschen, sind bei den Thekamöben und Heliozoen nur Arten mit einer Kammer bekannt. Die Testaceen (beschalte Amöben) zeichnen sich durch eine besondere Formen- fülle bei der Ausbildung der Schalen aus. Im einfachsten Falle ist die Schale ein etwa halbkugeliges, napfförmiges Gebilde, das aus sog. Pseudochitin besteht und durch- sichtig ist. In der Aushöhlung befindet sich der Protoplasmaleib, der an der Innen- seite der Hülle durch plasmatische Bänder angeheftet ist. Die höher entwickelten Schalen umhüllen den Plasmakörper fast vollständig und lassen nur eine oder zwei Öffnungen frei, durch die das Tier mit der Außenwelt in Verbindung steht. An diesen, als Mundöffnung oder Pseudostom bezeichneten Stellen, können die Pseudopodien heraustreten. Zwischen den beiden Extremen finden sich alle Übergänge von weichen membranartigen Hüllen bis zu starren Gehäusen. Eine noch größere Variationsmög- lichkeit finden wir in der Struktur und der Zusammensetzung der Schale. Zwar ist die Grundsubstanz immer die gleiche, aber durch Ein- und Auflagerung verschieden- ster Substanzen entstehen sehr unterschiedliche Strukturen. Da sich die Systematik der Thekamöben weitgehend auf den Bau und die Struktur der Schalen aufbaut, ist es notwendig, näher darauf einzugehen. Nur bei wenigen Arten (z.B. Hyalosphenia, Chlamydophrys) ist die Schale rein organischer Herkunft und daher hyalin (durch- scheinend). Viel verbreiteter sind Schalen, bei denen in diese organische Hülle von der Zelle abgeschiedene Plättchen eingelagert sind. Man bezeichnet solche „endogene“ Elemente, die vom Cytoplasma abgeschieden werden und meist aus Kieselsäure, selten aus Kalk (Paraguadrula) bestehen, als Idiosomen. Sie können sehr unter- 12 schiedlich geformt sein: kreisrund oder elliptisch (bei Nebela), viereckig (Quadru- lella), stäbchenförmig (Lesquereusia), hexagonal oder unregelmäßig. Auch Stacheln oder gezähnelte Plättchen sind häufig anzutreffen (Euglypha). Die zum Aufbau dieser Idiosomen benötigte Kieselsäure dürfte 2. T. aus erbeuteten Diatomeen (Kieselalgen) stammen, z. T. von den im Wasser befindlichen Silikaten herrühren. Am bekanntesten und auch am verbreiteisten sind die Arten, die auf ihre Schale Fremdmaterial verschiedenster Herkunft auflagern. Diese körperfremden Elemente, die sog. Xenosomen, können schr verschiedener Herkunft sein. Als Baustoffe kommen u. a. Diatomeenschalen, mineralische Bestandteile der Umgebung (Sandkörn- hen, Quarz) und in manchen Fällen auch Schalen oder Schalenteile von anderen Thekamöben in Frage. Die Auswahl und die Verteilung der Fremdkörper isı art- spezifisch und spielt bei der Bestimmung eine Rolle. Als Beispiel dafür mag erwähnt werden, daß eine Difflugia-Art (D. cyclotellina) fast ausschließlich die Schalen der Kieselalge Cyclotella für den Bau der Schale benutzt. Bei Censropyzis bevorzugen manche Arten feine Sandkörner, andere aber verwenden ausschließlich grobe Quarze. Die Xenosomen sind auf der organischen Hülle aufgelagert und bilden eine mehr oder weniger filzige Oberfläche; bei größeren Fremdkörpern wird mehr Kittsubstanz eingelagert. Die Schale kann mitunter sowohl Xenosomen als auch Idiosomen enthalten. So findet man 2. B. bei Heleopera regelmäßig beide Bauelemente nebeneinander, wobei die Quarzkörner meist am Schalenende eingebaut sind. Weitverbreitet sind rötliche bis violette Schalen. Diese Verfärbung beruht meist auf der Anwesenheit von Eisen- verbindungen oder Mangan (Heleopera). Die Beständigkeit der Schale ist sehr unterschiedlich und hängt weitgehend von ihrem Bau und von der Kittsubstanz ab. Während die Difflugienschalen meist nur eine geringe Stabilität haben, gibt es zahlreiche Arten, deren Schalen sich über Tausende von Jahren erhalten (in Torfablagerungen finden sich z. B. die Schalen von Amphitrema, Hyalosphenia u. a. in schr großer Zahl). Deshalb können die subfossilen Schalen quan- titativ erfaßt und ihre Verteilung in den einzelnen Schichten ausgewertet werden. Über diese Untersuchungen wird in dem Kapitel „Rhizopodenanalyse“ berichtet. Schließlich sei noch die Frage des Wachstums der Schalen gestreift. Bisher ist eine wachsende Schale niemals beobachtet worden. Die Schalen sind so starr, daß weder eine Vergrößerung noch Umbauten wahrscheinlich sind. In gewissen Fällen kann aber das Tier eine neue Schale bauen, wobei die alte Schale verlassen wird. Diese sog. Exuvation ist z. B. von einigen Arcellen bekannt. Große systematische Bedeutung hat die Ausbildung des Pseudostoms. Je nachdem, ob die Schale im Querschnitt rund oder abgeplattet ist, kann auch die Form der Mundöffnung wechseln, ohne daß damit eine zwangsläufige Anpassung erforderlich wäre. Die häufigste Mundform ist kreisrund oder oval. Bei manchen Difflugien (D. corona) ist der Mundsaum gezähnelt, bei anderen wiederum gelappt. Bei den Hyalosphenien ist das Pseudostom elliptisch oder schlitzartig. Manche Nebelinen zeichnen sich durch die Ausbildung lippenartiger Verdickungen aus. Bei den Heliozoen treten an die Stelle der Schalen verschiedene Hüll- und Skelettbildungen. Im einfachsten Falle besteht das Skelett aus einer gallertigen Hülle von körniger oder unregelmäßiger fädiger Struktur, die mit Stacheln oder unregelmäßigen zackigen Lappen versehen sein kann. In anderen Fällen kann das Skelett aus einer Kieselschale bestehen, die zahlreiche Öffnungen zum Austritt der Pseudopodien freiläßt. Einige Arten lagern, ähnlich wie die Testaceen, Fremdkörper ein. Nach der Zu sammensetzung unterscheidet an deshalb autogene Skelette und heterogene Skelette. 13