einzelne Arten verursachen so starke Schäden, daß sie als pathogen (krankheits- erregend) zu bezeichnen sind. Das parasitische Leben bedingt mancherlei morphologische und physiologische Ab- wandlungen. So besitzt keine parasitische Amöbe eine pulsierende Vakuole, im Gegensatz zu allen freilebenden Süßwasserarten. Auch in der Ernährung und Fort- pflanzung weichen die Parasiten von freilebenden Formen ab. Die Untersuchung parasitischer Amöben dürfte dem Liebhaber nur in den selten- sten Fällen möglich sein, da die Beschaffung des Materials schwierig ist. Wir können deshalb hier auf die Beschreibung der besonderen Untersuchungsmethoden verzichten und auf die Spezialliteratur verweisen. Erwähnt sei aber, daß ein wichtiges Unter- scheidungsmerkmal die Zahl der Kerne in den Cysten ist (vierkernige und acht- kernige). Wir wollen hier nur eine kurze Übersicht über die parasitischen Formen geben, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Die parasitischen Amöben bevorzugen als Lebensraum den Darmkanal der ver- schiedensten Organismen, von den Wirbellosen bis zu den Wirbeltieren einschließlich des Menschen. Jedoch ist ihre Verbreitung nicht auf den Darm beschränkt. Als Bei- spiel mag die Entamocba gingivalis genannt werden. die in der Mundhöhle des Men- schen auch dann außerordentlich weit verbreitet ist, wenn eine normale Mundpflege vorliegt. Nach Angaben von Westphal wurde sie bei 73% der untersuchten Per- sonen festgestellt. Die häufigsten parasitischen Amöben bei Tieren: Entamoeba ranarum ist weit verbreitet bei Fröschen und Kröten sowie deren Kaul- quappen. Entamoeba testudinis: Große Art (50-70 x); kommt in verschiedenen Landschild- kröten vor. Entamoeba invadens ist eine pathogene Art, die bei Schlangen und Eidechsen in Darm, Magen und Leber vorkommt und audı Gewebe befällt. Entamoeba gallinarum parasitiert im Haushuhn und Truthahn. Entamoeba muris wird im Blinddarm von Mäusen und Ratten angetroffen. Entamoeba cobayae ist vom Meerschweinchen beschrieben. Entamoeba equi kommt im Pferdekot vor. Entamoeba suis tritt beim Schwein auf. Malpighiella in den M alpighischen Gefäßen zahlreicher Insekten. Pygolimax gregariniformis im Blinddarm von Haushühnern. Endamoeba blattae, große Form bis 120 1, im Enddarm von Blatta orientalis (Kü- chenschabe). Andere Endamöben kommen in Termiten vor. Jodamoeba bütschlüi, ein häufiger Dickdarmbewohner von Aflen und vom Schwein. Auch den Darmkanal des Menschen bewohnt eine Anzahl Amöbenarten, die alle bis auf eine Ausnahme (Entamoeba histolytica) ganz harmlose Parasiten sind und vor allem den Dickdarm bevölkern. Die weitaus am häufigsten anzutreffende Art ist Entamoeba coli. die eine durchschnittliche Größe von 20-30 u aufweist und leicht im Stuhl nachzuweisen ist. Sie ernährt sich im wesentlichen von Bakterien. Neben der schon oben erwähnten Jodamoeba bütschlüi, die auch im Menschen parasitiert, kom- men noch zwei andere Entamöben, E. hartmanni und E. nana im menschlichen Darm vor. Die einzige dem Menschen gefährliche pathogene Art ist der Erreger der Amöben- ruhr, Entamoeba histolytica in der großen, sog. Magna-Form (20-30 1). Diese Amöbenform kann — im Gegensatz zu der apathogenen Minuta-Form (10 x), die nur im Hohlraum des Darmes vorkommt — gewebslösende Fermente ausscheiden und 22 darum in die Gewebe der Darmwand eindringen. Sie ist daher sehr schädlich und gefährlich. Die meisten anderen darmbewohnenden Amöben sind Bakterienfresser; dieser Parasit aber ernährt sich durch Aufnahme gelöster Stoffe. Er kann deshalb in bakterienfreie Räume vordringen, die Epithelschicht des Darmes durchbrechen und sich zwischen den Gewebszellen ausbreiten. Dabei wird das Gewebe allmählich aufgelöst und es entsteht das typische Bild von Darmgeschwüren, die sich durch das Vordringen der Amöben am äußeren Rand immer mehr vergrößern. Dringt die Amöbe in Bluikapillaren ein, dann kann sie auch in andere Organe verschleppt wer. den und dort Abszeßbildungen hervorrufen (vor allem in der Leber, aber auch in der Lunge, selten in der Milz und sogar im Gehirn). Nicht immer muß eine Infektion mit E. histolytica zwangsläufig zu einer Erkran- kung an der Amöbenruhr führen. Nur bei einem kleinen Teil der Befallenen bricht die Krankheit in ihrer typischen Form aus. Erst wenn die Widerstandsfähigkeit des Darmes vor allem durch klimatische Einflüsse stark reduziert wird, kann der Krank- heitserreger eindringen. Daraus erklärt sich auch die Tatsache, daß die Amöbenruhr fast ausschließlich in den warmen Klimaten, also den tropischen und subtropischen Zonen vorkommt. Die Inkubationszeit beträgt etwa 21 — 24 Tage. Technik Entnahme der Proben „Das Sammeln der Rhizopoden bietet im allgemeinen keine Schwierigkeiten, und die einfachsten Methoden sind noch die besten.“ Mit diesen Worten beginnt der Alt- meister E. Penard das Kapitel über die Untersuchungsmethoden in seinem Buche über die Rhizopoden des Genfer Sees. Obwohl inzwischen über ein halbes Jahr. hundert vergangen und das Zeitalter der Technik angebrochen ist, hat sich daran wenig geändert. Die sehr verschiedenen Lebensräume der Rhizopoden verlangen selbstverständlich auch unterschiedliche Sammelmethoden. Aber immer können wir unsere Ausrüstung mit schr geringen Mitteln beschaffen und leicht in einer Tasche oder im Rucksack auf Wanderungen mitführen. Die wichtigsten Utensilien: Probengläser mit Korkstopfen (Länge 10-12 cm, Dicke 2-3 cm), Weithalslaschen oder Einmachglüser, %/ bie 1 Liter Inhalt, Stocknetz, Wurfhaken, Schilfmesser, evtl. Planktonnetz, wasserdichtes Verpackungsmaterial, Thermometer, pH-Indikator-Papier, Formol. Bei der Beschaffung der Probengläser sei besonders auf die seit einiger Zeit im Handel befindlichen Röhrchen aus Kunststoff hingewiesen, die sich durch schr gerin- ges Gewicht und große Widerstandsfähigkeit auszeichnen. Als Ersatz für Weithals- laschen eignen sich vor allem die überall und in allen Größen erhältlichen Vorrats. dosen aus Polystrol, die nicht nur leicht und durchsichtig sind, sondern noch den Vorteil haben, daß man.sie später für Zuchten und del. verwenden kann. Und schließlich sei noch erwähnt, daß man als wasserdichtes Verpackungsmaterial mit Vor- teil Kunststofl-Folien (Guttasyn oder dgl.) verwenden kann, die in den Stärken 0,08, 0,10 und 0,12 mm hergestellt werden. Sie eignen sich, ebenso wie die bekannten Frischhaltebeutel, für die Aufbewahrung aller feuchten und nassen Substrate und sind nach gründlicher Reinigung immer wieder verwendungsfähig. Von allen in Frage kommenden Biotopen sind die Moose und Sphagnen (Torfmoose) am leichtesten zu sammeln, vor allem, wenn es sich um trockenere Stand. orte handelt. In diesem Falle ist es vorteilhaft, den ganzen oberen Teil der Polster 23