dient vor allem zum lichen des Meßokulars, darüber hinaus aber auch als Maßstab
beim Zeichnen und Photographieren (s. u.). Die Eichung des Okulars braucht bei
dem gleichen Mikroskop für jedes Objektiv nur einmal zu erfolgen. Dazu wird das
Objektmikrometer auf den Objekttisch gelegt und die Skala scharf abgebildet. Man
sieht nun beide Skalen gleichzeitig scharf. Durch Drehen kann man die Skalen so
verändern, daß sie dicht nebeneinander liegen. Nun braucht man nur noch abzulesen,
wie viele Teilstriche des Objektmikrometers einem Teilstrich des Okulars entsprechen.
Mit Hilfe dieses Wertes, der bei dem Objektiv 40 etwa 4 yı beträgt, legt man sich am
besten eine Tabelle für das am meisten benutzte Objektiv (zu empfehlen ist das Ob-
jektiv 40) an, in der die durch Multiplikation des Mikrometerwertes erhaltenen Zah.
len eingetragen sind. Hat ınan nun die Schale einer Thekamöbe mit dem entsprechen.
den Objektiv eingestellt, kann man mit dem Meßokular die Zahl der Teilstriche fest.
stellen, die mit der Länge der Schale übereinstimmen, und anschließend in der

Tabelle erschen, daß diesem Mikrometerwert eine wirkliche Größe von soundsoviel u
entspricht.

In vielen früheren Arbeiten wurden zwar die extremen Größen angegeben, doch
muß man heute danach trachten, möglichst viele Exemplare zu messen, um die Varia-
tonsbreite einer Art besser zu erfassen. Solche biometrischen Untersuchungen sind
manchmal die einzige Möglichkeit zur Trennung zweier Arten. Deshalb wurde hier
etwas ausführlicher auf die Technik eingegangen.

Die bildliche Darstellung der beobachteten Tiere ist unbedingt nötig, zumal wenn.
es sich um unklare oder abweichende Formen handelt. Die Frage, ob die Photographie
oder die Zeichnung vorzuziehen sei, ist immer wieder diskutiert worden. Mancher will
alles auf den Film bannen, der andere ist wiederum Gegner jeder photographischen
Abbildung. Nun, auch hier dürfte der goldene Mittelweg die besten Ergebnisse brin-
gen. Die jeweilige Entscheidung hängt vom Objekt selbst ab. Eine relativ dicke und
ündurchsichtige Diffiugien-Schale läßt sich pheiographisch nur schlecht wiedergeben.

Da die Tiefenschärfe nur sehr gering ist, müßte man schon zwei Ebenen im Bild E

festhalten, und zwar einmal den Umriß, das andere Mal die Oberflächenstruktur. In
diesem Falle wird eine Zeichnung ein viel besseres Bild ergeben. Umgekehrt hat

man mit Hilfe der Mikrophotographie die Möglichkeit, eine große Zahl von Individuen
in relativ kurzer Ze;

sche Einzelheiten zusätzlich festhalten.

  

Auf die technischen Besonderheiten der Zeichentechnik kann hier nicht eingegangen
werden. Es sei deshalb auf die beiden Aufsätze von Hustedt verwiesen (Mikro-
kosmos Jg. 40 und 42).

Auch die Technik der Mikrophotographie kann nur gestreift werden. Am einfach-
sten und billigsten arbeitet man mit einer Kleinbildkamera, vor allem, weil‘ die
Belichtungszeiten durch den geringen Auszug viel kürzer sind, als wenn man eine
9X 12 Kamera benutzt. Besonders gute Erfahrungen habe ich mit der Exakta-Varex
gemacht, die als einäugige Spiegelreflexkamera mit ihren vielen Auswechselmöglich-
keiten (Speziallupen usw.) geradezu ideal ist. Hinzu kommt, daß man die Anschaf-
fung eines besonderen optischen Mikroaufsatzes spart, da hier die Beobachtung über
den Spiegel der Kamera erfolgt.

Als Aufnahmematerial werden gering empfindliche Filme (1314/10 DIN) be- 5

nutzt, in manchen Fällen können auch die Dokumentenfilme vorteilhaft sein. Die |
größte Schwierigkeit ist, die richtige Belichtungszeit zu finden, die je nach Vergröße- |
rung, Beleuchtung und Veränderung der Abblendung sehr variabel ist. Nach anfäng-
lichen Versuchsreihen wird man bald den richtigen Weg finden, vorausgesetzt, daß

 

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im Umriß zu fixieren. Eventuell können Detailzeichnungen typi- |

man ein gutes Protokoll geführt hat und unter den gleichen Voraussetzungen arbeiten
kann.

Da die Kleinbildfilme mindestens 20, meist aber 36 Aufnahmen zulassen, muß
man besondere Sorgfalt auf ein vollständiges Protokoll legen und in bestimmten
Abständen Leeraufnahmen einschalten, die die einwandfreie Zuordnung ermöglichen,
falls einmal ein Fehler unterlaufen sein sollte. Die m. E. beste Lösung sind Kartei.
karten (DIN A 7), in die bei der Aufnahme sämtliche Daten eingetragen werden.
Durch auf der Rückseite angeklebte kleine Pergamintaschen ist die Möglichkeit gege-
ben, nach dem Kopieren den Film zu zerschneiden und die Einzelnegative darin auf-
zubewehren. Sie stehen dann ohne langes Suchen für spätere Arbeiten zur Ver-
fügung-

Systematik

In den Bestimmungstabellen wurden folgende Abkürzungen benutzt: L — Länge;
B = Breite; H = Höhe; D = Durchmesser; H/D = Verhältnis Höhe zum Durch.
messer; UG = Untergattung; M = Mundöffnung (Pseudostom). Alle Größenangaben
in ı (tausendstel Millimeter). ME = Mitteleuropa; UO = Unterordnung.

Die bei den Artnamen stehenden eingeklammerten Zahlen und Buchstaben weisen
auf die entsprechenden Abbildungen hin, wobei sich die normal gesetzten
Ziffern auf die Textabbildungen, die kursiv gesetzten auf die Tafeln beziehen.

System der Amosnına

Die systematische Aufteilung der Amocbina ist durch den Mangel an Bestimmungs-
merkmalen außerordentlich schwierig. Wegen der sehr einfachen Organisation des
Plasmaleibes und des Fehlens von Hüllen oder Schalen bestimmter Struktur sind die
Artmerkmale nur sehr schwer auszumachen. Diese Tatsache ist auch der Grund, wes-
halb in der Fachliteratur keine systematische Bearbeitung besteht, die für alle Fälle
brauchbar ist. Hinzu kommt noch, daß viele Arten sehr wenig bekannt und die bei
der Beschreibung gegebenen Diagnosen unvollständig sind.

Auch heute nogh stellen manche Autoren die meisten freilebenden Arten zu den
Gattungen Amoeba und Pelomyza; von verschiedenen Seiten wurde aber versucht,
neue Einteilungen aufzustellen. Eine wirklich brauchbare Lösung ist m. E. bisher
nicht gefunden worden.

Es ist deshalb auch nicht möglich, eine vollständige Bestimmungstabelle wie bei
den folgenden Ordnungen aufzustellen. In der nachfolgenden systematischen Ãœber-
sicht soll aber versucht werden, dem Anfänger wenigstens die Bestimmung von einigen
häufigen Arten zu ermöglichen. Dabei wurde das von Schäffer (1926) aufge-
stellte System zugrunde gelegt. Diese relativ übersichtliche Aufteilung mag anfangs
durch die ungewohnten Gattungsnamen verwirren, doch kann beim Nachschlagen in
älteren Arbeiten die entsprechende Art fast immer unter dem gleichen Artnamen in
der Sammelgattung Amoeba aufgefunden werden. So läßt sich z.B. Mayorella

spumosa in der Monographie von Penard unter dem Namen Amoeba spumosa
wiederfinden.

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